Hepatitis B

HBV wird am häufigsten sexuell übertragen, ebenso vertikal vor oder unter der Geburt, gefolgt von der direkten Inokulation von Blut oder Blutprodukten Infizierter (Transfusionen, Drogen, Tattoos, Piercing, Nadelstichverletzungen), seltener auch unbemerkt perkutan. HBV kann in allen Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden. Am höchsten ist die Konzentration im Blut. Für eine Infektion ist die Inokulation von ca. 10 Viren ausreichend. Generell kann zwischen der Antikörper-Bestimmung, dem Antigen-Test und dem Nukleinsäure-Nachweis unterschieden werden. Aufgrund typischer Befundkonstellationen erfolgt eine zuverlässige Einteilung der Ergebnisse (z. B. aktive oder durchgemachte Infektion, Infektiosität, Viruslast und Therapieansprechen, Immunitätsstatus).

Hinweis zur Meldepflicht bei Virushepatitis B

Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod sind nach § 6 IfSG bei akuter Hepatitis durch den feststellenden Arzt namentlich meldepflichtig1. Die Meldepflicht besteht nicht, wenn dem Meldepflichtigen ein Nachweis vorliegt, dass die Meldung bereits erfolgte und andere als die bereits gemeldeten Angaben nicht erhoben wurden. Der direkte oder indirekte Erregernachweis ist nach § 7 IfSG durch das feststellende Labor meldepflichtig. 

1In Thüringen auch Erkrankung und Tod an chronischer Infektion

Parameter und klinische Beurteilung für die Labordiagnostik der Hepatitis B
ParameterKlinische Beurteilung
Hepatitis-B-core-Ak (IgG, IgM)Hepatitis-B-core-Antikörper (HBc-Ak) (IgG, IgM) dokumentieren die Erkennung des Virus durch das Immunsystem. Mit HBc-Ak kann nicht zwischen der aktiven und der überstandenen Infektion unterschieden werden. Der Parameter wird positiv mit Beginn der klinischen Symptomatik.
Der isoliert positive Befund (HBsAg und HBs-Ak beide negativ) ist problematisch. Meist handelt es sich um die lange zurückliegende Infektion mit Immunität. Es kann aber auch eine „low level“-Infektion oder eine Infektion mit unerkannten HBsAg-Mutanten vorliegen.
Hepatitis-B-core-Ak (IgM)Hepatitis-B-core-Antikörper (HBc-Ak) (IgM) sind typischerweise bei der akuten Infektion nachweisbar, können jedoch auch bei der chronischen Infektion reaktivieren. Bei fulminanter akuter Hepatitis können sie als einziger Parameter positiv sein.
Hepatitis-B-surface-AntigenDas Hepatitis-B-surface-Antigen (HBsAg, Australia-Antigen) ist das Oberflächen­protein von HBV. Es ist im Serum in drei verschiedenen Formen nachweisbar, und zwar an der Oberfläche intakter infektiöser Partikel oder als freies nicht infek­tiöses filamenöses oder sphärisches Protein. Der Nachweis gelingt ca. 50–60 Tage nach der Infektion. Der Nachweis von HBsAg ist immer Ausdruck einer aktiven Infektion. Wegen seiner unterschiedlichen Formen kann damit aber nicht zwischen einer replikativen (infektiösen) und einer nicht replikativen (nicht oder minderinfektiösen) Infektion (HBsAg-Carrierstatus) unterschieden werden. Diese Unterscheidung ist mit der quantitativen Bestimmung der HBV-DNA oder von Hepatitis-B-envelope-Antigen (HBeAg) und HBe-Ak möglich.
Hepatitis-B-surface-Antigen quantitativFür das Therapiemonitoring spielt der Parameter kaum eine Rolle, da sich dafür die Bestimmung der HBV-DNA durchgesetzt hat. Die quantitative HBsAg-Konzentration zeigt eine Korrelation zur intrahepatischen viralen cccDNA und somit zum Anteil mit HBV infizierter Leberzellen. Niedrige virale cccDNA ist mit einer effizienten Kontrolle der Infektion durch das Immunsystem assoziiert und daher möglicherweise prognostisch verwendbar. Der klinische Nutzen des Parameters ist nicht sicher bewiesen und wird kontrovers diskutiert.
Hepatitis-B-surface-AkHepatitis-B-surface-Ak (anti-HBs, HBs-Ak) zeigen die Immunität gegen HBV an und werden zur Kontrolle des Impferfolgs quantitativ in internationalen Einheiten bestimmt.
Hepatitis-B-envelope-AntigenDas Hepatitis-B-envelope-Antigen (HBeAg) ist ein lösliches Abbauprodukt des Core-Anteils des Viruspartikels und ist immer mit einer Virusreplikation assoziiert.
Hepatitis-B-envelope-Ak Hepatitis-B-envelope-Ak zeigen als erster Parameter die beginnende Sero­konversion bei Ausheilung an, werden jedoch typischerweise auch beim „lebergesunden“ HBsAg-Trägerstadium gefunden, gelegentlich auch bei hochvirämischen Precore-Mutanten, die kein oder verminderte Mengen von HBeAg synthetisieren können.
Hepatitis-B-Virus-DNADie Hepatitis-B-Virus-DNA (HBV-DNA) wird 20–35 Tage nach der Infektion positiv. Sie kann im Serum in Konzentrationen von über 1012 Kopien/ml nachweisbar sein. Sie dient der Bestimmung der Viruskonzentration und damit zur Abschätzung der Infektiosität und zur Kontrolle des Therapieerfolgs.
Hepatitis-B-Virus-­ResistenzMit der Resistenzbestimmung werden HBV-Mutanten nachgewiesen, die möglicherweise nicht mehr auf eine antivirale Therapie (z. B. mit Lamivudin, Adefovir, Entecavir, Telbivudin, Emtricitabin) ansprechen.
Hepatitis-B-Virus-­GenotypGrundlage der Typisierung ist die Struktur der HBsAg-Region (Nukleotid 328 bis 619). Die Bestimmung dient hauptsächlich epidemiologischen Fragestellungen. Sie ist der erste Parameter zum Nachweis von Infektionsketten.

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